DEBIAS – Diskriminierung und Bias im Recruitingverfahren

Mit Wissenschaft und Technik dem Unterbewusstsein auf die Schliche gekommen

„Diversity“ in aller Munde: es gibt kaum mehr Unternehmen, die nicht akzeptiert haben, daß Teams mit diversen Hintergründen schlicht die bessere Arbeit leisten, effizienter sein können und kreativere Lösungen bringen. Doch blickt man auf die tatsächliche Lage, besonders in technischen Berufsfeldern, ist von Diversity oft nicht mehr viel zu sehen. Woran das liegt, mag man sich fragen – sind doch Interviewer_innen oft angewiesen, sich von Sachargumenten der Eignung für den Job leiten zu lassen, und nicht nach persönlichem Gutdünken und „aus dem Bauch“ heraus zu entscheiden! Gerade hier, im „Bauchgefühl“, findet sich jedoch die Antwort: im „Unconscious Bias“, also der unbewussten Voreingenommenheit, die wir alle mit uns tragen.

Die Wirksamkeit dieses Bias ist wissenschaftlich bereits gut belegt. Studien zeigen, daß etwa identische CVs mit unterschiedlich klingenden Namen mehr oder weniger oft eine Antwort bekommen, daß auch ein unterschiedliches Alter oder Gender die Anzahl der Rückantworten signifikant beeinflussen. Noch klarer tritt der Effekt natürlich direkt im Bewerbungsgespräch auf: sind wir Menschen doch darauf geschult, unsere Gegenüber nach einer Vielzahl von Kriterien zu bewerten und einzuordnen, etwa als attraktiv, sympathisch, umgänglich, aufmerksam oder intelligent. Hier tendieren wir dazu, diejenigen Gesprächspartner_innen positiver zu bewerten, die unserer Vorstellung von uns selbst am ehesten entsprechen; je größer der kulturelle, Gender- oder Altersunterschied etwa, desto eher nehmen wir einen kritischen Standpunkt ein.

Diesem Problem entgegen zu wirken, ist Ziel des Forschungsprojektes „DEBIAS“ des Centre for Informatics and Society in Kooperation mit dem TU Career Center. Gemeinsam suchen wir Antworten auf die Frage, wie wir durch Technologien der Anonymisierung dem Unconscious Bias engegenwirken und ein faires Bewerbungsgespräch gestalten können, ohne die für dieses Gespräch wichtigen persönlichen Einschätzungen zu sehr zu beeinträchtigen. Um diese Gradwanderung zu bewältigen, führen wir intensive Interviews mit Bewerber_innen und Interviewer_innen, entwickeln technische Lösungen und testen diese im Rahmen des diesjährigen Voices of Diversity-Projekts ‘live’ an der TU Wien. Hierbei ist die Einbindung der betroffenen Stakeholder ganz besonders wichtig: sind doch Bewerber_innen und Interviewer_innen die besten Expert_innen dafür, welche technologische Lösung funktioniert, und welche nicht. Daher wird in diesem Projekt auch mittels „partizipativem Design“ entwickelt, getestet und evaluiert: mit Partner_innen, Wissenschaftler_innen und Betroffenen gemeinsam!

Projekt-Webseite

Das Projekt wurde vom Digitalisierungsfonds Arbeit 4.0 der AK Wien unterstützt. Der Fonds wurde im Zuge großen Digitalisierungsoffensive der AK ins Leben gerufen und ist eines der neuen AK Extras aus dem AK Zukunftsprogramm.

Mehr unter: www.wien.arbeiterkammer.at/zukunftsprogramm